Ziel dieses Bildungsgangs ist es, nicht nur berufs- und ausbildungsrelevante Fähigkeiten, Fertigkeiten und Einstellungen zu entwickeln bzw. auszubauen, sondern Schülern Orientierung und Begleitung bei klar erkennbaren Defiziten hinsichtlich ihrer Lebensgestaltung und –bewältigung anzubieten. Dazu arbeiten Fachkräfte aus Berufs- und Förderschule zusammen. Wir wollen die Rahmenbedingungen schaffen, die den Übergang in reguläre Maßnahmen (z. B. das reguläre BVJ, eine Berufsvorbereitende Bildungsmaßnahme, die Unterstütze Beschäftigung) und somit den Einstieg in eine Berufsausbildung oder in das Arbeitsleben ermöglichen können.
Ein Schulabschluss steht dabei nicht im Mittelpunkt; die Gestaltung des Unterrichts soll sich in erster Linie nach den individuellen Bedürfnissen der Schüler ausrichten und nicht an den Kriterien eines Schulabschlusses.
Dennoch ermöglichen wir im zweiten Schulhalbjahr über ein zusätzliches Unterrichtsangebot den Erwerb eines Abschlusses (Qualifikation der Berufsreife), sofern die persönliche und schulische Entwicklung es zulässt. Auf jeden Fall kann in diesem BVJ die gesetzliche Schulpflicht erfüllt werden.
In das BVJ werden in der Regel diejenigen Schüler aufgenommen,
- die eine Förderschule besucht haben.
- die faktisch die Berufsreife noch nicht erreicht haben.
- deren persönliche Reife (soziale, personale, methodische Kompetenzen) noch nicht genügend ausgeprägt ist.
- die offensichtlich noch nicht in der Lage sind, von regulären Bildungsmaßnahmen (z. B. BVJ, BVB) zu profitieren und so beispielsweise im Rahmen der Berufswegekonferenz (noch) keine Empfehlung für reguläre Berufsvorbereitende Bildungsmaßnahmen erhalten haben.
- bei denen entsprechende Entwicklungspotentiale zu erkennen sind.
Schulrechtliche Voraussetzungen sind dabei in der Regel,
- dass noch kein Hauptschulabschluss erreicht wurde und
- dass der Schüler noch der gesetzlichen Schulpflicht unterliegt.
Umfassende Projekte und Vorhaben bieten die Gelegenheit, Fähigkeiten im Sinnzusammenhang anzuwenden und sich in zunehmend komplexeren Situationen zurechtzufinden. Somit ist der Unterricht projektorientiert ausgerichtet. Den Rahmen dazu bilden der Allgemeinbildende Unterricht, der Berufsbezogene Unterricht, übergreifende Projekte und betriebliche Praktika.
Der Allgemeinbildende Unterricht hat den Aufbau, die Festigung und die Weiterentwicklung schulischen (Grund-)Wissens zum Ziel. Zu den Fächern zählen Deutsch/ Kommunikation, Sozialkunde-Wirtschaftslehre, Religion und Sport. Wichtig ist uns ebenso, dass die Schüler fit im Umgang mit neuen Medien werden: Die Grundlagen der Datenverarbeitung gehören daher zum Unterrichtsangebot.
Der Berufsbezogene Unterricht umfasst drei fachliche Richtungen:
- Hauswirtschaft und Ernährung
- Technik/Metalltechnik
- Wirtschaft und Verwaltung
Hier werden nicht nur grundlegende fachliche Fertigkeiten und Fähigkeiten vermittelt, sondern auch Themenbereiche, die bei der Bewältigung des Alltags hilfreich sein können: Sich selbst versorgen bzw. sinnvoll ernähren oder eigenständig Dinge reparieren können sind Beispiele dafür. Zum Berufsbezogenen Unterricht zählt selbstverständlich auch fachbezogenes Rechnen.
Für die meisten Schüler wird die Klasse mit den Schwerpunkten „Hauswirtschaft und Ernährung“ und „Technik/Metalltechnik“ das richtige Angebot sein.
Jugendliche, für die in erster Linie aufgrund ihrer Beeinträchtigung diese Schwerpunkte nicht in Betracht kommen, bieten wir eine Klasse mit kaufmännischem Schwerpunkt an. Zu den Unterrichtsprojekten zählen auch die Themenbereiche, die konkret Hilfestellung bei der Lebensgestaltung bieten sollen. Beispielsweise können folgende Aspekte aufgegriffen werden:
- Ich und meine neue Umgebung
- Fortbewegung und Mobilität
- Versorgung, Verpflegung und Umgang mit Geld
- Gesundheit, Körperpflege und Ernährung
- Wohnen
- Öffentliche Einrichtungen – meine Rechte, meine Pflichten
- Freizeitgestaltung
- Selbsteinschätzung, Lebenswegplanung
Betriebliche Praktika sollen dabei helfen, eigene Stärken und Fähigkeiten zu erkennen und auszubauen, sowie Einblicke in die reale Arbeitswelt ermöglichen.
Im Team arbeiten, effektiv lernen und Ergebnisse wirkungsvoll präsentieren zu können, sind wesentliche Anforderungen im Arbeitsleben. Wir bieten dazu ein ausführliches Methodentraining an.
Guter Unterricht soll lebendig sein. Dabei muss aber gewährleistet sein, dass respektvoll miteinander umgegangen wird und niemand in seinem Lernprozess gestört wird.
Kurz: Es soll ein angenehmes und produktives Lernklima herrschen. Deswegen ist uns soziales Lernen wichtig: Konsequent üben wir in allen BVJ-Klassen positive soziale Verhaltensformen entsprechend der Trainingsraum-Methode, um eine Schulkultur zu erhalten, in der ungestörter Unterricht und ungestörtes Lernen an zentraler Stelle stehen.
Moderne Klassenräume mit einer besonderen Ausstattung unterstützen unsere pädagogische Arbeit: Unsere Klassen sind mit interaktiven Tafelsystemen und PC-Arbeitsplätzen ausgestattet; ebenso gehört der Einsatz von i-Pads zum Unterrichtskonzept – sei es als Unterrichtsmedium oder als Nachteilsausgleich für beeinträchtigte Schüler.
Damit die Schüler ihre Ziele in dem Schuljahr erreichen können, ist uns die Zusammenarbeit mit allen Beteiligten besonders wichtig: Wir freuen uns auf den regen Austausch mit den Schülern und deren Erziehungsberechtigten.
Der Besuch des BVJ ist grundsätzlich kostenfrei. Lediglich die Ausgaben für die Schulmaterialien (Hefte, Stifte etc.) und Fahrtkosten (unter Umständen können Schülerkarten in Anspruch genommen werden) kommen auf die Teilnehmer zu.